Nachwuchs-Recruiting online – Wege zur modernen Personalgewinnung

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Das Image des Handwerks ist vielerorts leider nach wie vor nicht das Beste. Klischees zu harter, körperlicher Arbeit bei geringer Entlohnung sowie der Ruf, wenig innovativ zu sein, halten sich hartnäckig. Das schreckt so manchen Berufseinsteiger ab und hat viele unbesetzte Lehrstellen zur Folge. Neue Formen der Mitarbeitergewinnung und -ansprache sind daher dringend erforderlich, um mit Vorurteilen aufzuräumen. Wir haben dir im folgenden Beitrag Online-Maßnahmen zusammengestellt, welche dir dabei helfen, passenden Nachwuchs für dein Unternehmen zu finden.

1. Beteilige dich an (regionalen) Ausbildungskampagnen

Um dem Mangel an Lehrlingen zu begegnen, werden immer mehr Online-Initiativen ins Leben gerufen. Ausbildungskampagnen sind eine optimale Anlaufstelle, um gezielt junge Nachwuchskräfte aus deiner Region anzusprechen. Nutze die Aktualität und Reichweite des Mediums Internet auch für deinen Betrieb, denn für viele Jugendliche ist es inzwischen die erste Anlaufstelle bei der Jobsuche. Ausbildung im Handwerk ist beispielsweise eine gute Initiative der Unternehmerfrauen im Handwerk in der Region Landshut, Erding und Freising. Dort sind unter anderem lokale Lehrstellen für Elektroniker, Maurer, Schreiner und Zimmerer ausgeschrieben. Ausbildungsbetriebe, die speziell nach Dachdeckerlehrlingen suchen, sollten bei „Oben ist das neue vorn“ vorbeischauen – einem Portal speziell für Dachdecker. Anhand von Videos und Grafiken werden hier der Beruf des Dachdeckers veranschaulicht und die Inhalte der Ausbildung genauestens beschrieben. Zudem verlinkt das Portal zu einer hauseigenen Ausbildungs-Stellenbörse. Innungsbetriebe können hier nach Nachwuchs suchen und junge Dachdecker-Anwärter können anhand einer Postleitzahlensuche freie Ausbildungsstellen finden.

Ein weiterer Tipp für die überregionale Stellensuche: Schalte deine Stellenausschreibung bei der Lehrstellenbörse der Industrie- und Handelskammern. Sie ist eine der größten Plattformen, um Interessenten und Betriebe schnell und einfach zusammenzuführen. Mehr Informationen dazu und zur Kampagne Das Handwerk haben wir dir bereits in unserem Blog-Artikel „Du weißt, was du tust“ zur Verfügung gestellt.

Wenn du dich an Online-Ausbildungskampagnen beteiligst, erhöhst du die Reichweite deiner Stellensuche und steigerst die Chancen, geeignete Nachwuchskräfte für deinen Betrieb zu finden. Quelle: www.obenistdasneuevorn.de

2. Nutze Social-Media-Kommunikation

Es ist kein Geheimnis: Jugendliche trifft man am ehesten in sozialen Netzwerken an. Doch digitale Plattformen bieten nicht nur den Vorteil, dass dort junge Leute unterwegs sind – sie machen es dir auch leicht, authentische Einblicke in deinen Betrieb zu geben. Fotos und Videos sind simple, aber unfassbar effektive Mittel, um Interessenten ein Unternehmen näher zu bringen. Für die Mitarbeitersuche eignen sich die Plattformen Instagram, YouTube und Facebook ideal. Instagram lebt primär davon, aussagekräftige Bilder und Videos für sich sprechen zu lassen. Du hast dort außerdem die Möglichkeit, direkt mit deinen Bewerbern zu kommunizieren. Über das Feature „Instagram Direct“ unterhältst du dich mit dem potenziellen Mitarbeiter in einem Chat. Dieser Weg ist auch für den Bewerber meist unkomplizierter und schneller. 

Ein tolles Projekt, um als Handwerks-Betrieb auf Instagram sichtbar zu werden, ist der Account #lustaufhandwerk. Du lädst einfach auf deinem Profil einen Post zu deinem Unternehmen hoch und versiehst diesen mit dem Hashtag #lustaufhandwerk. Der gleichnamige Account repostet in den meisten Fällen derartige Beiträge von Handwerks-Betrieben – so erlangst du ganz einfach mehr Reichweite. Vor allem erreichst du so eine Zielgruppe, die sich explizit für die Handwerks-Branche interessiert. Weitere Tipps und Tricks zu deinem Auftritt auf den sozialen Netzwerken findest du in unserem Blogartikel „Posten, Liken, Teilen – Social Media im Handwerk“.

Daneben lässt sich auch Facebook ideal für Stellenausschreibungen verwenden. Es ist nicht nur ein Kommunikations-Tool, sondern auch eine Informations-Plattform für viele Interessenten. Bei Facebook hast du die Möglichkeit, kostenlos ein Unternehmensprofil für deinen Betrieb anzulegen. Hier kannst du unkompliziert und kostenlos Lehrstellen ausschreiben und auf direktem Wege mit deinen Bewerbern in Kontakt treten. Wichtig ist, dass du bei der Präsentation stets authentisch bleibst. Gerade bei Stellenangeboten in sozialen Netzwerken darf man sich als Arbeitgeber auch mal lockerer präsentieren. Darüber hinaus ist es empfehlenswert, regelmäßig relevante Inhalte zu posten. So verankerst du deinen Betrieb in den Köpfen der potenziellen Nachwuchskräfte – und erreichst in den schnelllebigen sozialen Netzwerken dennoch langfristigen Erfolg.

Hier siehst du ein Beispiel für eine locker und ansprechend gestaltete Stellenanzeige auf einer Social-Media-Plattform. Das Unternehmen wirbt mit einem guten und humorvollen Teamzusammenhalt, um junge Menschen für sich zu gewinnen. Quelle: Hermann Dachbau GmbH

3. Lass deine Azubis berichten

Mach die Azubi-Suche zur Teamaufgabe. Hol beispielsweise deine Auszubildenden bei der Mitarbeitergewinnung mit ins Boot. Lass sie online von ihrem Arbeitsalltag berichten und Feedback zum Unternehmen geben. Das macht deinen Betrieb authentisch und nahbar. Darüber hinaus werden durch die Erfahrung in der Praxis viele Vorurteile widerlegt. Ein geeignetes Medium dafür ist YouTube.

Die Handwerkskammer Stuttgart beispielsweise hat Azubi-TV auf die Beine gestellt. Dort stellen Auszubildende in zweiminütigen YouTube-Filmen ihren Arbeitsplatz und ihre Aufgaben vor. So können sich Interessenten leichter ein Bild über den Beruf machen. Noch ein gelungenes Beispiel für Azubi-Videos ist der YouTube Account der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land. Ein weiterer Vorteil der YouTube-Videos: Du kannst sie auch auf deiner eigenen Unternehmens-Webseite hochladen und so noch mehr Reichweite generieren. Für die Betriebe, die nicht so genau wissen, wie sie derartige Videos produzieren sollen, gibt es das Projekt „KliKK-binbereit.de“. Dort unterstützt der Rheinisch-Bergische Kreis Unternehmen, kostenlose Videoaufnahmen zu erstellen. Dies beinhaltet das Equipment, den Schnitt und den Upload auf dem YouTube-Kanal „Ausbildung -Na klar!“. So kann dein Betrieb mit der richtigen Strategie und der Unterstützung deiner jetzigen Mitarbeiter virtuell gezielt junge Nachwuchskräfte rekrutieren.

Azubis können in die Mitarbeitersuche eingebunden werden – beispielsweise in Form von kurzen Videos, in denen die angehenden Fachkräfte ihren Arbeitsplatz und ihre Aufgaben vorstellen. Quelle: www.azubitv.de

4. Registriere deine Stellenausschreibung bei Online-Jobbörsen

Das Angebot an Online-Jobbörsen ist groß. Die gängigsten, auf denen du eine Lehrstellenanzeige schalten solltest, sind StepStone und indeed. Zudem hat jede größere Stadt oder Region meist ein eigenes Online-Jobangebot. Um dir ein Beispiel zu geben, kommst du hier zum Stellenportal der Stadt Berlin, sortiert nach Branchen. Altbewährt und effektiv ist ebenfalls die Bundesagentur für Arbeit als stark frequentierte Anlaufstelle für junge Suchende. Bei solchen Online-Plattformen sollte der Unternehmens-Auftritt allerdings seriöser gestaltet sein als auf den sozialen Netzwerken. Deine Ausschreibung muss vor allem die wichtigsten Informationen beinhalten, wie ein aussagekräftiges Ausbildungsangebot, das Firmenlogo und einen konkreten Ansprechpartner. 

5. Nimm an (regionalen) Jobmessen im Internet teil

Durch virtuelle Treffen können Bewerber und Betriebe gerade angesichts der derzeitigen Umstände wunderbar zusammenfinden. Wie bei Präsenz-Veranstaltungen auch, buchst du mit deinem Betrieb einen Messestand – nur ist dieser virtuell. Interessierte Schülerinnen und Schüler besuchen diesen dann online am Computer oder mit dem Smartphone. Oft ist die Hemmschwelle zur Kontaktaufnahme bei digitalen Jobmessen für die Jugendlichen nicht so hoch wie bei Vor-Ort-Messen. Je nach Format kannst du entweder direkt in einem Chat mit vielen verschiedenen Bewerbern auf einmal, oder vorher verabredet mit einzelnen Kandidaten im privaten Gespräch Kontakt aufnehmen und über deinen Betrieb informieren. Ein erfolgreiches Event in diesem Kontext ist etwa die „Lange Nacht der Berufe“ in Hannover. Über 10.000 Eltern und Jugendliche informieren sich dort regelmäßig über eine Vielzahl an Ausbildungsbetrieben. Dieses Jahr fand die Messe virtuell unter dem Namen #bestjobever statt. Die ausgeschriebenen Berufe wurden durch Videos der jetzigen Azubis vorgestellt. Diese sind für Interessenten immer noch auf dem YouTube Kanal #bestjobever zu finden.

Zurzeit werden Ausbildungsmessen verstärkt online angeboten. Der Vorteil: Für manche Jugendliche ist die Hemmschwelle zur Kontaktaufnahme mit Betrieben hier geringer als bei Präsenzveranstaltungen. Quelle: www.best-job-ever.de

Schau dich bewusst nach Online-Ausbildungsmessen in deiner Nähe um. Die Ausbildungsmesse Digital im September dieses Jahres informiert über spannende Ausbildungschancen in Ostfriesland und Papenburg. Auch mehrere Elektronik-Betriebe sind dort vertreten. Darüber hinaus kannst du dich hier über virtuelle Ausbildungsmessen der IHK in verschiedenen Regionen informieren. Damit du mit deinem digitalen Messestand punkten kannst, haben wir dir fünf Tipps zusammengestellt:

Tipp 1
Passe deinen Unternehmensauftritt und deine Präsentation an die jeweilige Veranstaltung an. Kopiere nicht einfach die Informationen deines Betriebes von der Webseite, sondern achte auf die benötigten Formate für Texte, Bilder und Videos. 
Tipp 2
Zeige Teamgeist. Ihr habt einen tollen Zusammenhalt innerhalb des Betriebes? Super, dann hol das ganze Team vor die Kamera. 
Tipp 3
Die Bewerber werden höchstwahrscheinlich Fragen zu deiner Präsentation haben. Identifiziere einen Mitarbeiter, der während der Unternehmens-Vorstellung allein dafür zuständig ist, Fragen im Live-Chat zu beantworten. So kannst du dich auf deinen Vortrag konzentrieren. 
Tipp 4
Schau dir deine jetzige Webseite noch mal genau an. Kann dein Online-Auftritt mit dem von der Messe mithalten? Sonst passe ihn an. 
Tipp 5
Bewerbe deinen Messeauftritt bereits vor dem eigentlichen Event auf deinen sozialen Netzwerken – so werden mehr Suchende auf deine Vorstellung aufmerksam.

Neben Messen gewinnt auch Azubi-Speed-Dating beim Recruiting immer mehr an Bedeutung. Dort können Betriebe und Ausbildungssuchende schnell und einfach per Videogespräch miteinander in Kontakt treten. Das Grundprinzip besteht darin, in kurzen, effizienten Gesprächen herauszufinden, ob die Chemie zwischen Bewerber und Betrieb stimmt. Als Beispiel findest du hier die Veranstaltung der Handwerkskammer Dortmund. Mit Sicherheit bietet der Deutsche Industrie- und Handelskammertag auch virtuelle Azubi-Speed-Datings in deiner Region an – informiere dich hier.

6. Nutze deine eigene Webseite

Als letzten Tipp raten wir dir: Nutze deine eigene Webseite so effektiv wie möglich, indem du beispielsweise auch hier deine Stellenausschreibungen veröffentlichst. Gib in dem Anzeigentext am besten kurz und knapp Informationen rund um den Ablauf der Ausbildung und zum Berufsfeld. Du hast auch die Möglichkeit, ein Online-Bewerbungsformular auf deiner Webseite zu hinterlegen. Ein vorgefertigtes Dokument kann es deinen potenziellen Nachwuchskräften leichter machen, sich zu bewerben. Einmal aufbereitet, kannst du diese Inhalte auch beliebig auf deinen Social-Media-Kanälen ausspielen. Auch solltest du deine Webseite regelmäßig mit neuen Inhalten füllen – zum Beispiel mit nützlichen aktuellen Informationen und spannenden Geschichten aus dem Arbeitsalltag deines Betriebs. Je mehr Textinhalt du hier veröffentlichst und je mehr branchenrelevante Begriffe – zum Beispiel rund um das Thema Ausbildung – du verwendest, desto eher wird deine Webseite bei der Googlesuche gefunden. In diesem Zusammenhang empfiehlt es sich beispielsweise auch, ein kostenloses Google-My-Business-Konto anzulegen und mit wenigen Klicks einen Eintrag über dein Unternehmen zu erstellen. Damit erhält dein Betrieb eine öffentliche Präsenz auf Google und Google Maps, die für jeden zugänglich ist. In dem Eintrag kannst du zum Beispiel deine Öffnungszeiten sowie deine Adresse und Telefonnummer hinterlegen und Bilder hochladen – eine kostenlose Werbemöglichkeit und ein gutes Mittel, um dich bei Google besser zu positionieren und deinen Betrieb sichtbar zu machen. Da praktisch alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen heutzutage über ihr Smartphone ins Internet gehen, ist es zudem wichtig, dass du deine Webseite so programmieren lässt, dass sie auch auf mobilen Endgeräten wie Smartphones und Tablets korrekt und komfortabel angezeigt wird. Kleiner Tipp: In Tageszeitungen oder online – zum Beispiel auf ebay Kleinanzeigen – finden sich immer wieder Angebote von Hobby-IT-Profis, die solche Programmierungen für einen kleinen Kostenbeitrag vornehmen. Vielleicht kennst du aber auch jemanden in deinem Bekanntenkreis oder unter deinen Mitarbeitern, der sich damit auskennt.

Sorge mit wenig Aufwand dafür, dass du bei Google gefunden wirst und potenzielle Bewerber wichtige Daten zu deinem Betrieb sofort im Blick haben. Foto: ITW Befestigungssysteme GmbH

Zusammenfassend kannst du aus diesem Blogbeitrag mitnehmen, dass es sich definitiv lohnt, die vielfältigen Online-Möglichkeiten für deine Mitarbeiterrekrutierung zu nutzen. Ein Multi-Media-Mix – also eine Kombination der hier vorgestellten Kanäle – ist der effektivste Schlüssel zum Erfolg bei der Lehrlingssuche. Beobachte, welche Auszubildenden-Angebote es speziell in deiner Region gibt. Ganz wichtig: Scheu dich nicht, dort aktiv mitzumachen. Profitiere von der Sichtbarkeit und Reichweite, die dir durch derartige (virtuelle) Initiativen geboten werden. Die Nachwuchskräfte von heute findest du online – und mit jeder kreativen Aktivität im Internet verbesserst du dein Image und das der gesamten Branche. Auch Handwerk kann digital und modern sein – zeig es ihnen.

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