Bohren, Schlitzen, Meißeln: Diese Werkzeuge brauchen Elektriker

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Mit dem richtigen Equipment staubarm, effizient und regelkonform arbeiten.

Für die täglichen Kernaufgaben eines Elektrikers stehen unterschiedliche Werkzeuge und Hilfsmittel mit modernstem Standard zur Verfügung. In der Praxis kommen jedoch oftmals Geräte zum Einsatz, die wenig geeignet oder nicht vorschriftsmäßig sind – trotz geltender Regelungen und Normen beispielsweise zur Erstellung von Schlitzen und Aussparungen. Da dies im schlimmsten Fall gefährlich werden kann, zeigen wir in diesem Blogbeitrag, was du beim Bohren, Schlitzen und Meißeln beachten solltest und welche Werkzeuge sich für einen staubarmen, effizienten Arbeitsalltag eignen. Erfahre auch, welche Fördermöglichkeiten euer Arbeitsequipment mit überschaubarem finanziellem Aufwand auf den neuesten Stand bringen.

Auf das Werkzeug kommt es an

Wer sich für den Beruf des Elektrikers entscheidet, weiß im Vorfeld zumindest ungefähr, welche Aufgaben auf der Baustelle warten. Doch welche unterschiedlichen Geräte – auch technischer Natur – sich für die einzelnen Arbeiten eignen, erfahren Elektriker oftmals erst im Zuge ihrer weiteren beruflichen Laufbahn. Dazu kommt: Jeder Betrieb arbeitet anders und die gelebte Praxis kann sich mitunter deutlich unterscheiden. Wie werden Mauerschlitze für Kabelinstallationen unter Putz erstellt? Wie kommt das Loch für die Steckdose in die Wand? Verschiedene Normen und Anforderungen, beispielsweise an Statik und Arbeitsschutz, geben hier eine deutliche Richtung vor, welches Werkzeug bei welcher Tätigkeit zum Einsatz kommen sollte. Denn Schlitze dürfen nicht zu tief und breit sein und Staubbildung sollte der Gesundheit zuliebe möglichst vermieden werden.

Statik und Staub im Blick

Vertikale und horizontale Wandschlitze zum Verlegen von Stromleitungen wurden früher ganz klassisch mit Hammer und Meißel erstellt. Auch heute greifen viele Elektriker in der Praxis darauf zurück, denn gerade bei weichen Steinen gilt diese Technik als schnellste und einfachste Variante. Die Nachteile: Wer mit Hammer und Meißel arbeitet, muss bei harten Betonwänden und längeren Schlitzen viel Kraft und Zeit aufwenden und schlägt möglicherweise ungewollt größere Bruchstücke aus der Wand. Das wiederum kann Folgegewerken – wie Verputzern – die Arbeit erschweren. Zudem ist es bei dieser Technik nicht leicht, abzuschätzen, wie tief oder breit ein Schlitz werden darf, ohne die Gesamtstatik der Wand zu gefährden. Die DIN EN 1996-1-1/NA legt genau fest, wie tief Schlitze bei tragendem Mauerwerk sein dürfen. Die maximale Tiefe und Breite richtet sich dabei stets nach der Wanddicke und um welche Art von Schlitz es sich handelt. Ein Beispiel: Vertikale Schlitze in tragendem Mauerwerk dürfen ab einer Wanddicke von 175 Millimetern eine Maximaltiefe von 30 Millimetern nicht überschreiten. Ein Wert, den man mit dem Meißel schnell unbemerkt überschreiten kann. Um hier gravierende Fehler oder Mauerwerksschäden zu vermeiden, solltest du als Arbeitswerkzeug eine spezielle Schlitzsäge verwenden. Bei diesem Gerät lässt sich die erforderliche Schnitttiefe und -breite ohne zusätzliche Hilfsmittel exakt voreinstellen. Zwar entstehen bei der Verwendung von Schlitzsägen größere Staubmengen – ein Kritikpunkt, den du in diesem Zusammenhang vielleicht schon häufiger gehört hast –, es gibt aber kraftvolle und durchzugsstarke Produkte, die von Haus aus als besonders staubarm zertifiziert wurden. So arbeitet die BG BAU (Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft) eng mit Herstellern von technischen Arbeitsgeräten zusammen und prüft die Werkzeuge hinsichtlich der Menge ihrer Staubproduktion. Beim Kauf solltest du auf Zusätze wie „Staubarm Schlitzen (getestet BG Bau)“ in der Produktbeschreibung achten, wie zum Beispiel bei der Spit D60 Diamant-Schlitzsäge. Sie geben eine gute Orientierung und helfen bei der Kaufentscheidung.

Den Sauger immer dabei

Für einen vollumfänglichen Gesundheitsschutz raten Experten, eine Schlitzsäge mit konstruktivem Staubschutz und anschließbarem Industriesauger zu verwenden. Dabei sitzt der Staubkanal mit dem Staubleitblech und dem Absaugrohr im Idealfall direkt über den Scheiben. Die Vorteile: Der Bedarf für sonstiges Zubehör und auch weitere Montageschritte entfallen komplett. Schlitzsägen mit integrierter Saugvorrichtung sind nicht nur wichtig für die Arbeit in bewohnten Räumen – schließlich möchtest du den Eigentümern keine Staubwüste zumuten –, sondern auch bei der Arbeit in Neubauten. Das dient dem eigenen Wohl und auch dem Wohl aller anderen Facharbeiter, die sich auf einer Baustelle befinden. Denn die Staubbelastung auf einer Baustelle ist im Vergleich zum Straßenverkehr rund 70-mal höher. Mach dir und deinen Mitarbeitern bewusst, dass das Einatmen von Staub über Jahre hinweg schädlich ist. In der Praxis zeigt sich leider immer wieder, dass das Thema Staub bei vielen gänzlich unbekannt ist oder vernachlässigt wird. Weiterführende Informationen rund um staubarmes Arbeiten und die möglichen Folgen von dauerhafter Staubbelastung findest du – anschaulich und praxisnah erklärt – auch im Internet unter www.staubarm.de

Mit einer Schlitzsäge können zulässige Schlitztiefen und -breiten ohne großen Aufwand eingehalten werden. Der angeschlossene Sauger saugt den entstehenden Staub direkt ab und sorgt für komfortables Arbeiten auf der Baustelle. Foto: ITW Befestigungssysteme

Drei auf einen Schlag

Ist der gewünschte Wandschlitz für die Elektroinstallation mithilfe der Schlitzsäge erstellt, wird dieser mit dem altbewährten Bohr- und Meißelhammer frei gestemmt. Ein solches Kombigerät – auch bekannt als Bohr- und Stemmhammer oder Kombihammer – zählt auf der Baustelle zu den Hauptarbeitsmitteln. Dieses Gerät meißelt einerseits problemlos in verschiedenen Materialien wie Beton und Stein und kann andererseits auch bohren, beispielsweise zur Befestigung von Schellen, Kabelkanälen und Trassen. Der Vorteil: Weil der Bohr- und Meißelhammer verschiedene Funktionen kombiniert, muss nur ein Gerät mit zur Baustelle gebracht werden. Auch bei diesem wichtigen Arbeitsgerät solltest du darauf achten, ein Produkt auszuwählen, bei dem sich eine Staubabsaugung anschließen lässt.

Der Bohr- und Meißelhammer kann gleichzeitig bohren, hammerbohren und meißeln. Als cleveres Kombigerät gehört er zur Grundausstattung eines Elektrikers. Foto: ITW Befestigungssysteme

Nageln statt Bohren

Wo immer es möglich ist, solltest du prüfen, ob Kabelanlagen genagelt statt gebohrt werden können. Mit dieser alternativen Befestigungsmethode reduzieren sich die Staubbelastung und der Reinigungsaufwand auf der Baustelle und du arbeitest bis zu sechsmal schneller und komfortabler. Kabellose Gas-Nagelgeräte von Spit beispielsweise sind optimal ausbalanciert, sodass selbst längeres Arbeiten über Kopf problemlos und ohne zu ermüden möglich ist. Weil Gasnagler auf Baustellen täglich Staub- und Schlagbelastungen ausgesetzt sind, empfehlen Experten Qualitäts-Nagelgeräte, die besonders robust sind und dem Alltag auf der Baustelle lange standhalten. Sie sollten über eine komplette Staubkapselung verfügen, damit möglichst wenig Staub oder Fremdteilchen in das Gerät gelangen. Das verlängert die Wartungsintervalle und sorgt zudem für geringeren Aufwand bei der Gerätereinigung.

Nageln gilt als besonders staubarme und effiziente Alternative zum Bohren. Mit einem hochwertigen Gas-Nagelgerät ist selbst Über-Kopf-Arbeit mühelos möglich und rieselnder Baustaub ist Geschichte. Foto: ITW Befestigungssysteme

Dosensenken neu gedacht

Stichwort Dosensenken: Du arbeitest bislang mit deinem Stemm- oder Bohrhammer – vielleicht sogar ohne Absaugmöglichkeit – setzt eine Hammerbohrkrone auf und legst los? Das ist sicher eine Möglichkeit zum Dosensenken, die jedoch ihre Tücken hat. Denn bei dieser Art des Arbeitens entstehen zum einen große Mengen an Staub und zum anderen wird das zu erstellende Loch nicht exakt ausgearbeitet. Das erzeugt wiederum Mehrarbeit, da im Nachgang verstärkt mit Gips ausgebessert werden muss – ein Zeitfaktor, der sich vermeiden lässt. Bei der Verwendung eines speziellen Dosensenkers mit integrierter Staubabsaugung schlägst du mehrere Fliegen mit einer Klappe: schnell und sauber arbeiten – selbst in hochverdichtetem Kalksandstein – und das besonders staubarm, ohne Aufpreis und ohne lästige Zusatzmontage von Zubehör. Zudem lassen sich damit exakte Löcher erstellen, die keine Nacharbeit erfordern. Solche Kernbohrgeräte eignen sich sowohl zum Dosensenken mit relativ kleinem Bohrdurchmesser, aber beispielsweise auch zur Erstellung von größeren Öffnungen für Zu- und Abluftrohre.

Das Dosensenken mit einem Kernbohrgerät inklusive angeschlossenem Absaugsystem bietet viele Vorteile. Das Arbeiten ist besonders staubarm und es entstehen exakte Bohrlöcher, die kaum Nacharbeit erfordern. Foto: ITW Befestigungssysteme

Bohren, Schlitzen, Meißeln – Das brauchst du wirklich:

  • Schlitzsäge mit integrierter Staubschutztechnik (zuschussfähig durch BG BAU)
  • Bohr- und Meißelhammer (Kombigerät); nach Möglichkeit mit anschließbarem Industrie-Staubsauger
  • Kabelloses Gas-Nagelgerät
  • Kernbohrmaschine mit integrierter Absaugung
  • Sonstiges Zubehör für die tägliche Arbeit: z.B. Akkubohrschrauber, etc.

Förderungsmöglichkeiten nutzen

Möglicherweise hast du bislang die Anschaffung von technischen Geräten wie einer Schlitzsäge oder einem Kernbohrgerät mit Sauger aus Kostengründen gescheut. Das ist mehr als verständlich, denn im ersten Moment stehen zumeist die Kosten statt der vielfältigen Vorteile, wie Gesundheitsschutz und Zeitersparnis, im Vordergrund. Um die Entscheidung etwas zu erleichtern: Für ausgewählte Geräte können Zuschüsse in Höhe von bis zu 50 Prozent des Kaufpreises beantragt werden. Möglich machen das die Arbeitsschutzprämien der BG BAU. Die Voraussetzungen für die Förderung: Dein Betrieb ist ein gewerbliches Mitgliedsunternehmen der BG BAU mit mindestens einer oder einem Beschäftigten und einem jährlichen Mindestbeitrag ab 100 Euro. Auch Unternehmerinnen und Unternehmer ohne Beschäftigte können bei Bestehen einer freiwilligen Versicherung bei der BG BAU über eine Fördersumme bis zu einer Höhe von 250 Euro je Kalenderjahr verfügen. Trifft eine der genannten Voraussetzungen auf dich zu, ist der Ablauf ganz einfach:

  • Förderfähiges Gerät auswählen und kaufen, zum Beispiel aus dem Sortiment der ITW Befestigungssysteme GmbH
  • Online den Förderantrag ausfüllen
  • Zusammen mit der Rechnung an die BG Bau senden
Die Diamant-Schlitzsäge D60 von Spit (li.) und der Nass-/ Trockensauger AC 1630P M der Klasse M aus dem ITW-Sortiment werden von der BG BAU bezuschusst. Foto: ITW Befestigungssysteme

Förderfähige ITW-Produkte und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Förderung findest du hier. Alternativ kommst du hier direkt zum „Antrag auf Förderung der Arbeitsschutzprämie Handmaschinen mit Absaugung“.


Auf unserem Blog findest du noch weitere Entscheidungshilfen, Tipps und Hintergrundinfos rund um den Arbeitsalltag im Handwerk.


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