1000 Befestigungsmittel, doch welches ist das Richtige?

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Schrauben, Nägel und Co.: Das Angebot ist groß und die Wahl will gut überlegt sein

Die Wahl des passenden Verbindungsmittels wirft immer wieder Fragen auf. Denn das Sortiment ist riesig und auf den ersten Blick sind viele Produkte kaum auseinanderzuhalten – doch der Unterschied liegt im Detail. Mit der Wahl des Befestigungsmittels steht und fällt deine Konstruktion – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn greifst du beispielsweise zum falschen Nagel, kann dies fatale Folgen haben und sich negativ auf dein Bauwerk auswirken. Auch erfahrene Handwerker gelangen bei dieser Thematik oftmals an ihre Grenzen. Doch kein Grund zur Sorge! Im folgenden Beitrag verschaffen wir dir einen Überblick und verraten, auf welche Merkmale es ankommt und welche digitalen Anwendungen dir unterstützend zur Seite stehen.

Coilnägel von Paslode und haubold
Schrauben, Nägel, Klammern und Co. – für die Verbindung von Bauteilen stehen dir viele unterschiedliche Befestigungsmittel zur Verfügung. Foto: ITW Befestigungssysteme

08/15 ist keine Option
Schrauben, Nägel, Klammern oder Stifte – für die Verbindung von Bauteilen stehen dir viele unterschiedliche Produkte zur Verfügung. Jedes Mal vor Beginn eines Bauprojekts stellt sich aufs Neue die Frage „Welches Befestigungsmittel ist das Richtige und welche Faktoren muss ich bei der Wahl berücksichtigen?“. Denn Anforderung an die Tragfähigkeit, den Korrosionsschutz oder die Optik sind hierbei mitunter wegweisend.

Um die Wahl zunächst einmal grob eingrenzen zu können, sind Kenntnisse über die Materialität der Bauteile wichtig. Handelt es sich bei deinem aktuellen Projekt um eine reine Holzkonstruktion, stehen dir viele verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Du kannst hier beispielsweise zur Holzbauschraube greifen. Letztere verfügt über eine dornartige Spitze, die ein leichtes Eindringen in den Werkstoff ermöglicht. Darüber hinaus besitzt sie ein scharfkantiges Gewinde. Dieses gibt es in vielfältigen Ausführungen. Beginnen die profilierten Einkerbungen zum Beispiel genau unterhalb des Schraubenkopfes und reichen bis zur Spitze, spricht man von einem Vollgewinde. Liegt zwischen Kopf und Gewinde hingegen ein glatter Schaft, handelt es sich um ein Teilgewinde. Dreht man die Schrauben in das Holz ein, entsteht ein Gegengewinde – so verschaffen sie sich Halt. Soll die Verbindung wieder gelöst werden, kannst du das Befestigungsmittel unkompliziert und zerstörungsfrei herausdrehen.

haubold Klammern für die Bauindustrie
Klammern überzeugen insbesondere durch ihre wirtschaftliche Verarbeitung. Dank des schlanken Durchmessers und einer dünnen Verklebung lassen sie sich zu handlichen Streifen magazinieren. Foto: ITW Befestigungssysteme

Alles andere als gewöhnlich
Auch sogenannte Stifte eignen sich für die Verbindung von Holzelementen – sie kommen jedoch nur bei nichttragenden Anwendungen zum Einsatz. Stifte haben einen kleinen, unauffälligen Kopf, sodass sie fast vollständig in den Werkstoff eindringen und sich nicht mehr greifen lassen. So fallen sie kaum auf und kommen insbesondere dann zum Einsatz, wenn eine dezente und unauffällige Optik gewünscht ist – beispielsweise bei Leisten, die anschließend überstrichen werden. Dachpappnägel hingegen besitzen einen überdurchschnittlich großen und breiten Kopf. Er soll das Ausreißen von dünnen Materialien verhindern. Daher eignen sich diese Nägel zur Befestigung von Bitumenbahnen, Planen sowie Folien auf Holzbauteilen. Da sie jeder Witterung standhalten müssen, sind sie oftmals verzinkt, feuerverzinkt oder rostfrei. Für die Befestigung von Beplankungen aus Holzwerkstoffplatten kommen zumeist Klammern zum Einsatz. Sie überzeugen insbesondere durch die wirtschaftliche Verarbeitung. Denn sie lassen sich zu handlichen Streifen magazinieren – ihr schlanker Durchmesser und eine dünne Verklebung machen es möglich. Letztere wird beim Eintreiben mit dem Nagler durch die Reibung weich und verbindet nach dem Erkalten den Stahl mit den Holzfasern. Mithilfe des Klammerrückens werden Holz- und Gipswerkstoffe zudem besonders gut gehalten, da der Kopfdurchziehwiderstand höher ist als bei Nägeln oder Schrauben. Darüber hinaus ergeben sich aufgrund des vergleichsmäßig schmalen Durchmessers geringe Randabstände. Als weiteres Befestigungsmittel stehen sogenannte Nagelschrauben zur Verfügung. Wie der Name es schon erahnen lässt, handelt es sich dabei um eine Mischung aus Nagel und Schraube. Sie lassen sich ganz einfach mit einem Nagelgerät ins Holz eintreiben. Hierbei pressen sich die Holzfasern gegen das Gewinde, sodass sie fest im Baustoff sitzen. Bei Bedarf lassen sie sich nachträglich leicht lösen und nachjustieren, da sie schraubbar sind. Sie finden oftmals Anwendung bei Fassadenbekleidungen oder in der Verpackungsindustrie. Für Stahl-Holz-Verbindungen eignen sich hingegen Ankernägel, da sie über eine besondere Kopfform verfügen. Gehärtete Ausführungen sorgen zudem für mehr Arbeitssicherheit.

Paslode Stauchkopfnägel
Für eine schlichte und dezente Optik eigenen sich sogenannte Stifte. Denn diese verfügen über kleine, unauffällige Köpfe. Foto: ITW Befestigungssysteme
Dachpappnagel von Paslode und haubold
Dachpappnägel eignen sich für die Befestigung von Bitumenbahnen und besitzen einen großen Kopf. Letzterer verhindert das Ausreißen von dünnen Materialien. Foto: ITW Befestigungssysteme
Nagelschraube von Paslode und haubold
Die Mischung macht‘s: Nagelschrauben vereinen die Eigenschaften von Nägeln und Schrauben. Sie lassen sich mit einem Nagler einfach in das Holz eintreiben und sitzen fest im Material. Foto: ITW Befestigungssysteme
Paslode Ankernägel
Aufgrund ihrer speziellen Kopfform eignen sich insbesondere Ankernägel für Stahl-Holz-Verbindungen. Foto: ITW Befestigungssysteme

Schutz gegen Wind und Wetter
Wie du siehst, gibt es allerhand Unterschiede – und das waren längst noch nicht alle. Doch eins haben Schrauben, Nägel und Co. gemeinsam – alle werden üblicherweise aus Stahl gefertigt. Damit deine Konstruktion möglichst langlebig ist, sollten die von dir genutzten Verbindungsmittel entweder von Natur aus korrosionsbeständig oder gegen Korrosion geschützt sein. Denn Nägel, die sich für den Innenbereich eignen, sind nicht gleichzeitig brauchbar für den Außenbereich. Für die Anwendung im Holzbau gibt es daher drei unterschiedliche Nutzungsklassen. Anhand der vordefinierten Werte kannst du entscheiden, ob dein Befestigungsmittel zu deinem Projekt passt. So gilt die Nutzungsklasse 1 vor allem für den Anwendungsbereich in beheizten und geschlossenen Räumen. Nutzungsklasse 2 bezieht sich auf Holzbauteile von überdachten, offenen Bauwerken. Der dritten und letzten Nutzungsklasse werden alle Holzbauteile, die der Witterung direkt ausgesetzt sind, zugeordnet. Mehr dazu erfährst du übrigens in unserem Beitrag „Eine tragfähige Verbindung“. Solch eine Einteilung ist bei der Wahl des Befestigungsmittels besonders hilfreich.

Digitales Tool erleichtert Arbeitsalltag
Es ist schwer, die unterschiedlichen Aspekte im Blick zu behalten. Vernachlässigst du nur einen Punkt, kann dies schon Folgen nach sich ziehen. Doch kein Grund zur Panik – online findest du in Form von digitalen Anwendungen Unterstützung. So hilft dir beispielsweise das Bemessungstool unter www.itw-bemessungssoftware.de bei der Berechnung der Tragfähigkeit von stiftförmigen Verbindungsmitteln für Holz-Holz-, Holzwerkstoff-Holz-, Gipswerkstoff-Holz- und Stahlblech-Holz-Verbindungen nach EN 1995-1-1 (Eurocode 5). Die Software ist für verschiedene Länder verfügbar – unter anderem auch für Deutschland, Österreich, Frankreich oder Dänemark. Mit ihr gelangst du schnell an das Ziel und bist nur ein paar Klicks vom passenden Befestigungsmittel entfernt. Wichtig bei der Nutzung ist, dass du alle Angaben korrekt einträgst. Denn nur so kann auch das bestmögliche Ergebnis für dich ermittelt werden.

Die Bemessungssoftware der ITW Befestigungssysteme GmbH hilft bei der Wahl des optimalen Verbindungsmittels. Foto: ITW Befestigungssysteme

Schritt für Schritt zum Ziel
Sobald du mit dem Tool startest, werden die Projektdaten abgefragt – Informationen über den Standort des Bauvorhabens sind hier beispielsweise von Bedeutung. Denn erhöhte Schnee- und Windlasten können mithilfe dieser Auskunft berücksichtigt werden. Im nächsten Schritt steht die Geometrie im Fokus. Unter anderem werden hier Angaben über Scherflächen, Schichtfolgen und Zwischenschichten benötigt. Im weiteren Verlauf geht es um die Definition der Bauteile und Lasteinwirkungen, um schließlich zum Ergebnis zu gelangen. Ist erst einmal alles eingetragen, spuckt die Software in Nullkommanichts die bestmöglichen Befestigungsmittel aus, die für dein Projekt in Frage kommen. Jetzt hast du die Wahl zwischen Klammern, glattschaftigen Nägeln, Rillen- und Schraubnägeln. Darüber hinaus werden diese noch in unterschiedlichen Ausführungen angeboten: blank, verzinkt, feuerverzinkt, rostfrei. Je nach Nutzungsklasse und gefordertem Korrosionsschutz stehen dir mehrere Optionen zur Verfügung. Du erhältst auf diesem Wege zudem die genaue Produktbezeichnung des Befestigungsmittels – das erleichtert dir die Wahl des Nagelgerätes.

Eingespieltes Team
Denn sind viele Befestigungsstellen im Spiel, kommen häufig Nagler zum Einsatz. Mit keinem anderen Werkzeug lassen sich so schnell und effizient zwei Bauteile miteinander verbinden. Zudem musst du nicht so viel Kraft aufbringen wie beim händischen Hämmern. Vor allem im Trocken- und Dachbau sind schlauchlose Nagelgeräte beliebte Hilfsmittel, da sie im Arbeitsalltag eine enorme Erleichterung bieten. Damit dieser auch reibungslos abläuft, ist es von Vorteil, dass beide Komponenten – Nagler und Befestigungsmittel – exakt aufeinander abgestimmt sind. So kannst du dir sicher sein, dass es zu keinen unerwünschten Zwischenfällen kommt. Dank der Bemessungssoftware greifst du so schnell nicht zum falschen Nagel oder Klammer.

Mann mit Paslode Nagelgerät bei der Befestigung von Dachpappe
Eingespieltes Team: Sind Nagelgerät und das Befestigungsmittel aufeinander abgestimmt, kannst du dir sicher sein, dass dir während der Arbeiten keine bösen Überraschungen drohen. Foto: ITW Befestigungssysteme

Im Alltag digital unterwegs
Die Auswahl an Befestigungsmitteln scheint grenzenlos zu sein, denn dir stehen etliche Optionen zur Verfügung. Hierbei den Überblick zu behalten ist nahezu unmöglich. Tools wie die Bemessungssoftware nehmen dir entsprechend Arbeit ab und sorgen dafür, dass dir mehr Zeit für dein eigentliches Handwerk bleibt. So kannst du dich auf andere wichtige Details deines Projekts konzentrieren. Halte auch Ausschau nach weiteren digitalen Anwendungen – online findest du unzählige kostenlose Hilfsmittel. Auch für die statische Vorbemessung und die Ermittlung von Verbindungsmitteln für die Aufsparrendämmung findest du nützliche Tools. Welche es gibt und was du dabei beachten solltest, kannst du in unserem Beitrag „Schräge Angelegenheit: Wohnen unterm Dach“ nachlesen. Bereits die Nutzung solcher Softwareprogramme helfen dir dabei, deinen Betrieb digitaler zu gestalten. Und wie du vermutlich schon festgestellt hast: Die Digitalisierung ist auf dem Vormarsch – also nutze die Gelegenheit.

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